5. Das Raster
21:14
Kopfschmerzen.
Eigentlich nichts ungewöhnliches, jedoch immer wieder nervtötend. Mal pochend, mal drückend. Mal einseitig, mal überall – oder auch mittendrin. Heute gibt es „Mittendrin“ – mein Kopfschmerz-Erzfeind.
Das Medizinschränkchen habe ich geplündert. Zum Glück war noch eine Tablette da.
Wasser.
Runter damit.
Konzentrieren.
Es ist nur noch ein bisschen zu erledigen, bis ich heute ins Bett gehe. Ein Backup steht an.
Die Daten fliegen per SFTP (SSH File Transfer Protocol) nur so auf den Server… 100MBit Fiber to the Home sind schon was anderes, als Kommunikation per Modem auf Kupferleitung, denke ich bei mir.
Ich starre auf den Fortschrittsbalken – 90,9% sind durch, sagt das Programm.
Das Programm….
Programm….
Hypnagoge Bilder ziehen auf. Ein Aufblitzen der Vergangenheit. Ich sehe mich in meinem Elternhaus, im großen Wohnzimmer mit der dunklen Schrankwand, den freistehenden Fernseher vor dem Sofa, den blau-roten Orientteppich mit den abstrakten Mustern auf dem ich immer lag und die Programmzeitschrift las…
Die Sonne ging nun jeden Tag immer früher unter. Ein klares Zeichen, dass es auf Weihnachten zugeht. Für mich nichts schlimmes, denn ich war eigentlich lieber drinnen als draußen, besonders zu dieser Jahreszeit. Außerdem hab ich im Winter Geburtstag, also fühlte ich mich bestens.
Drinnen war meine eigene Welt. Ich konnte mit Klemmbausteinen auf dem Boden spielen und lesen was und soviel ich wollte. Ich durfte mir Sendungen im TV aussuchen und diese nach Erlaubnis meiner Eltern auch überwiegend schauen und auch Abends etwas länger aufbleiben, insbesondere dann, wenn es Sendungen im TV über wissenschaftliche Themen oder mit Bezug zu Technik und Technologie gab.
Auf den heutigen Tag hab ich mich die ganze Woche schon gefreut. Es war ein Samstag, wenn ich mich recht erinnere Ein Computer-Film läuft heute auf dem Regionalsender „N3“. Auf dem „Dritten“, wie man sagte. Und relativ spät, Beginn um 18:20 – und der Film geht 96 Minuten – also fast zwei Stunden! Und ich durfte ihn schauen, ich hatte ihn angekreuzt und meine Eltern haben ihn mir erlaubt!
Auf dem „Dritten“ also. …. Seltsamer Name für einen Sender dachte ich mir immer, aber das lag wohl daran, dass der Fernseher damals vermutlich in nahezu 100% der deutschen Haushalten wie folgt eingestellt war:
Speicherplatz 1: ARD – genannt „Das Erste“
Speicherplatz 2: ZDF – genannt „Das Zweite“
Tja, demnach ist klar, was auf Speicherplatz 3 war.
Richtig. N3 – „Das Dritte“…
Programm…
Was für einen Weg wir digital zurückgelegt haben.
by Specialagent Dale B. Kalle
Ich schalte ungeduldig schon einige Minuten früher ein, um bloß nicht den Anfang zu verpassen!
Das ein Film nicht zu der in der Programmzeitschrift angegebenen Uhrzeit startet, ist schon einige Male vorgekommen. Startet er einige Minuten später war mir das egal – aber zu früh? Das war für mich jedes Mal ein Weltuntergang. Warum taten die Sender das bloß? Warum nicht einfach dann anfangen, wie es im Fernsehprogramm stand?
Und diesen Film, dessen Kurzbeschreibung mich so fasziniert hatte, wollte ich keinesfalls verpassen.
Nicht eine Sekunde davon.
Dieser Film, den ich mir ausgesucht hatte, besaß einen verheißungsvollen Titel.
Der Film heißt
TRON
22:20
Ein Klang reißt mich aus meinen Gedanken – der Dateitransfer ist abgeschlossen.
Ich kontrolliere die Logfiles. Anzahl der Dateien, die Größe und die Hashes sind in Ordnung.
Morgen früh wieder zur Arbeit – ich muss ins Bett.
Inmod Info:
croaker / halcyon / tpolm
tp6 multichncompo yo bronx
thanks to Pertti and his
Korg 01/w
when i was young, i used to
pray with my arms.
i could feel close to god.
when i was older i used to
pray with my feet.
i could feel close to dog.
number 2
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lovejourney 1996
Filed under: << REWIND - @ 10. April 2023 23:21