3. Interlude
21:37
Musik am Computer.
Es gab eine Zeit vor MP3 oder den modernen Audio- und Containerformaten. Eine Zeit, in der Speicherplatz kostbar war, in der die Maschinen noch nicht über die Wiedergabemöglichkeiten von heute verfügte.
Es war die Zeit von Soundchips, PC-Speakern, Soundkarten und kreativen Programmierern. Und eine Zeit, wo talentierte Computernutzer selbst komponiert haben. Die Zeit der MOD files und der Tracker.
Doch damit man im Tracker loslegen konnte, bedurfte es einem “Sample”.
Ein Muster, ein Beispiel, ein einzelnes Geräusch, ob Klavier, akustische Gitarre oder der digitale Klang eines Roland Sythesizers.
Das Sample der Klangquelle wurde am Homecomputer aufgenommen, allein das war schon ein waghalsiges Unterfangen, denn nicht jeder besaß eine entsprechend qualitative Soundkarte oder den passenden Homecomputer.
Die Versuche arteten regelmäßig aus, man legte Wert auf bestmögliche Aufnahme und Wiedergabe des zu samplenden Klanges. Man probierte, übte und studierte. Schließlich war man mit der Aufnahme zufrieden und legte dann los, diese Aufnahme zu speichern und später im Tracker zu hinterlegen. Hierbei musste man sich ständig um den Speicherplatz gedanken machen. War das Sample zu lang? Musste doch ein Kompromiss bezüglich der Qualität hingenommen werden? Das spätere Musikstück war auch immer technische Planungssache in Bezug auf die Anzahl der Bits und Bytes.
Eine 3,5″ Diskette mit DD (double density) bot gerade einmal 720Kb Speicherplatz auf ATARI und IBM kompatiblen Home PCs. Oftmals waren die qualitativ höheren Disketten mit HD (High Density) Beschichtung und 1.44Mb nicht jedem zugänglich oder auch einfach nur zu teuer – bis jemand durch probieren herausfand, dass man durch ein “Loch” an der richtigen Stelle die DD Disks zu HD Disks “aufbohren” konnte… Eine geniale Lösung, doch immer verbunden mit dem Risiko des Datenverlustes duch die etwas einfachere Magnetschicht.
Wie aber kam nun die Musik zustande? Im Programm, dem Tracker, konnte der Klang durch Änderung der Frequenz moduliert werden. So konnte die Aufnahme des Kammertons “A” spielend herauf- oder herabmoduliert werden – und die einzelnen Töne der Oktaven waren verfügbar, ohne dass diese jemals alle aufgenommen wurden. Um dann aus den Samples ein Musikstück werden zu lassen, waren so genannte “Pattern” -die Wiedergabemuster, das Uhrwerk- im Ablauf eines Stückes erforderlich. So bekam jede Note Ihren Platz im Metrum. Präzise und unerbittlich.
Das Arrangieren und Komponieren war somit ein Fall für sich. Wochenlang tüftelten und arrangierten die Maestros Ihre Werke. Die Profis unter Ihnen fanden auch schnell neue und vielfältige Techniken, um ihren Werken noch mehr Tiefe, Abwechslung und Charakter zu geben.
Auch die Tracker selbst wurden immer Leistungsfähiger. Arpeggios, Crescendos und Descrescendos gepaart mit Sprüngen im Ablauf der Pattern und sogar Änderungen der Wiedergabegeschwindigkleit der Pattern ermöglichten manche Meisterwerke, welche heute nur noch einer kleinen Gruppe von Usern bekannt sind.
Es war die Zeit von Soundchips, PC-Speakern, Soundkarten und kreativen Programmierern.
rewind
So modern und neu das damals alles war, war es doch so vergänglich wie das hier und jetzt.
22:00 – ich klicke auf “Play”
12th Warrior von Dr. Awesome knallt mir entgegen.
Filed under: << REWIND - @ 27. März 2023 22:02
Winamp, it really whips the llama’s ass!
Nutze ich heute noch und die erste Amtshandlung nach der Installation ist das Umstellen auf den Classic Skin 😀